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Datum: 05.06.2023

Veränderung der historischen Lobeprozession in Brakel

Der traditionelle Lobetag der Stadt Brakel mit der Lobeprozession zur Sudheimer Linde findet am 18. Juni 2023 statt. Stadt, Kirchengemeinde und Bürger-Schützenverein haben aktuell Änderungen im Ablauf und eine Neuorganisation der Prozession geplant. Der Ablauf der Prozession wird modifiziert und an aktuelle Entwicklungen angepasst.

Gemeinsames Ziel ist es, den Prozessionsweg für die Kirchengemeinde zu verkürzen und dadurch die Teilnehmerzahl zu erhöhen. Für die Gläubigen beginnt der Prozessionsweg nicht wie bisher an der Pfarrkirche, sondern um 9:50 Uhr Treffpunkt Ecke Sudheim/Warburger Straße. Dort sammelt sich die Gemeinde und geht den Weg zusammen mit den Schützen bis zur Sudheimer Linde, wo der Gottesdienst in altbekannter Tradition gefeiert wird.

Kürzere Wegstrecke für die Kirchengemeinde

Viele ältere Menschen möchten sehr gerne die Prozession mitgehen. Doch für sie ist die gesamte Wegstrecke von der Pfarrkirche bis nach Sudheim häufig zu weit. „Wir haben daher beschlossen, den Prozessionsweg für die Gemeinde zu verkürzen. Damit wollen wir allen Gläubigen die Möglichkeit geben, an der Prozession teilzunehmen“, erläutert Monsignore Andreas Kurte die Entscheidung. Stadt, Kirchengemeinde und Bürger-Schützenverein wollen den veränderten Rahmenbedingungen und der demografischen Entwicklung Rechnung tragen. „Alle Bürgerinnen und Bürger sollen an dieser wichtigen Veranstaltung teilnehmen und die Tradition pflegen können. Teilhabe ist hier ein wichtiges Stichwort. Daher ist die Kürzung der Strecke für die kirchliche Prozession eine gute Entscheidung“, so Bürgermeister Hermann Temme. Die Änderungen betreffen nur die Prozession der Kirchengemeinde. Die Abläufe für die Schützen verändern sich hingegen nicht. „Wir Schützen marschieren, wie gewohnt, vom Marktplatz zur Sudheimer Linde und nach dem Gottesdienst auch wieder zurück in die Stadt. Es freut uns, mit Kirche und Stadt eine gute Lösung für alle Beteiligten gefunden zu haben“, ergänzt Oberst Karl-Heinz Neu.

Der neue Ablauf:

• Die Schützen marschieren vom Marktplatz bis zur Abbiegung Warburger Straße/Sudheimer Linde. Dort versammelt sich die Gemeinde mit den Messdienern und dem Pastor.
• Kurze Begrüßung
• Die Prozession zieht zur Sudheimer Linde. Unterwegs wird das „Vater unser “ und ein Gesätz vom Rosenkranz gebetet. Die Heilige Messe wird für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Brakel gefeiert.

Prozessionsordnung

1. Kreuzträger
2. Tambourzug
3. Stadtkapelle
4. Vorstand der Schützen und Bürgermeister
5. Schützen
6. Gemeinde
7. Messdiener mit Weihrauch
8. Pastor
Das Kreuz bleibt hinter der Sudheimer Brücke stehen und wartet auf die Messdiener und den Pastor. Schützen und Musik ziehen auf ihre bekannten Plätze, die Gemeinde versammelt sich um den Altar.

Zum historischen Hintergrund:

Die Lobeprozession der Stadt Brakel hat eine jahrhundertalte Tradition: Ihr Ursprung liegt im 30-jährigen Krieg (1618 bis 1648). Jedes Jahr am Samstag nach dem 29. Juni (oder, falls der 29. Juni ein Samstag ist, an diesem Tag) begeht die Stadt Brakel und damit die Pfarrgemeinde St. Michael ihren Lobetag. Gleichzeitig feiert der Schützenverein an diesem Wochenende sein Schützenfest. Der Ursprung des Lobetages liegt in einer Legende, die eng mit dem Heiligen Michael verknüpft ist:

Während des Dreißigjährigen Krieges nahmen die Bürger von Brakel mit Schrecken wahr, dass der Sudheimer Berg in der Nähe der Stadt ganz schwarz von feindlichen Kriegern war, die dort lagerten. Nach den Fahnen zu schließen, waren es Schweden. Da ertönte die Bürgerglocke. Wer die Waffen tragen konnte, griff zum Schwert oder zur Lanze. Mutig zog die Wehr dem Feinde entgegen, nachdem sie in ihrer Not um die Hilfe des mächtigen Schutzpatrons der Stadt, des heiligen Michael angefleht hatte. Kaum hatten sie jedoch das Stadttor hinter sich, als sie an der Spitze ihres Zuges einen Ritter erblickten, der hoch auf einem weißen, feuersprühenden Pferd sitzend, die drohend erhobene Lanze schwang und dessen Rüstung von Gold und Silber strahlte, so dass man fast geblendet wurde. Als der Zug an der über die Nethe führende Sudheimer Brücke anlangte, wo ein Kreis von alten Linden steht, war der Feind spurlos verschwunden – aber auch der Wunderritter. Dieser konnte nach der Meinung der frommen Bürger kein anderer gewesen sein als der Erzengel Michael, der Schutzpatron der Stadt. Daher schworen die Bürger von nun an jedes Jahr nach Sudheim zur Linde zu ziehen, um dort der Errettung zu gedenken, um zu danken, Gott zu loben, zu beten und zu singen. Seitdem ziehen die Schützen am Peter und Paul-Tag bzw. am Samstag danach nach einer Messe in der Pfarrkirche mit ihren Waffen und Musik zur Sudheimer Linde. Frauen und Kinder folgen gemeinsam mit dem Pfarrer dem Allerheiligsten in einem gebührenden Abstand und in feierlicher Dankprozession. An der Sudheimer Linde findet dann ein kurzer Wortgottesdienst statt, in dem zumeist ein Ehrengast predigt. Bevor es dann zurück zur Kirche geht, erfolgen Salutschüsse der Schützen. Zurück in der Kirche endet die Lobeprozession mit dem feierlichen sakramentalen Segen.