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Datum: 28.02.2014

Textilcollage ist Kunstwerk des Monats

Das neue Kunstwerk des Monats im Bürgerbüro in Brakel ist eine Textilcollage von Charlotte Heuel aus Bad Driburg: „Flüchtlingsfrauen“. Es ist ein engagiertes Werk, entstanden 2011 vor dem Hintergrund aktueller Nachrichtenbilder aus dem Iran und Afghanistan, aber auch aufgrund von Erzählungen aus Erfahrungen der eigenen Familie im zweiten Weltkrieg.

Die Komposition ist ungewöhnlich angelegt in einem sehr schmalen hohen Format. Durch eine unwirtliche Umgebung bewegen sich Frauengestalten, vom unteren bis zum oberen Bildrand schlängelt sich zögerlich ein nicht enden wollender Zug. Alle Figuren sind reduziert auf eine in sich zurückgezogene trauernde Haltung. Sie scheinen eher zu stehen als zu gehen. Unfreiwillig nehmen sie ihren Weg. „ Es gibt kein Zurück – nur ungewisses Vorwärts. Frauen als Opfer und in dieser Rolle so stark. Frauen, die Leiden ertragen für Entscheidungen, die sie nicht gefällt haben. Frauen, die niemals den Kampf ums Überleben, die Hoffnung auf Leben aufgeben. Sie gehen durch die Geschichte der Welt, unbeachtet, endlos .....“ So beschreibt die Künstlerin selbst es.
Die Nähmaschine ist Charlotte Heuels zentrales „Werkzeug“ zum Gestalten. Die Körperformen der Frauengestalten, aus gebrauchten Stoffen silhouettenhaft ausgeschnitten, werden durch eine Naht eingefasst und gegliedert.
Sie zeichnet mit farbigen Nähten Linien auf den Stoffgrund, aus denen um die
Frauen herum Steine, Mauern, aber auch wirbelnde Formen entstehen. Alles, was als weiteres Material die Ungewissheit der Existenz ausdrücken kann - sich windende Fäden, zerrissene Mullbinden, verdrehte Seidenbänder, Sackfetzen - findet durch Maschinennähte Halt auf der Fläche.
Viele von Charlotte Heuels Arbeiten befassen sich ebenso engagiert mit ihrem eigenen Wirkungsbereich, sie greifen Themen wie Textilherstellung, - verarbeitung und -vermarktung auf und beleuchten sie kritisch. Ein weiterer Interessenschwerpunkt liegt in Experimenten mit ungewohnten Materialien, die zu Mitspielern in den textilen Techniken werden – „verwoben“, „verstrickt“: z. B. Äste Schrauben, Draht, Papier. Einen kleinen Blick darauf bietet ein ausliegender Flyer.

Seit 2002 ist Charlotte Heuel Mitglied von „alküns“, einer Gruppe alternativer Textilkünstlerinnen, die sich per Internet austauschen und gemeinsame Ausstellungen vorbereiten. Diese Gruppenausstellungen gehen weltweit auf Reisen.
Auch in der Nähe sind ihre Arbeiten seit 2008 regelmäßig zu sehen: bei den Ausstellungen der Gruppe ART I.G. im Kulturverein ARTD Driburg.