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Datum: 12.03.2015

Dezentrale Unterbringung wäre wünschenswert

„Wir müssen den Menschen, die uns zugewiesen werden mit großem Respekt entgegen kommen“, sagte Bürgermeister Hermann Temme bei der Informationsveranstaltung zum Bau des neuen Flüchtlingsheims in Brakel. Das Projekt wolle man mit größtmöglicher Transparenz und Offenheit begleiten, erklärte der erste Bürger der Stadt vor etwa 120 interessierten Bürgerinnen und Bürgern ion der Stadthalle. Er appellierte nochmals an alle Immobilieneigentümer Brakels, Wohnraum für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen, denn eine dezentrale Unterbringung sei das oberste Ziel. Ist diese allerdings nicht realisierbar, muss in Brakel ein neues Flüchtlings- und Asylbewerberheim in Brakel gebaut werden, denn die Kapazitäten in der Gemeinschaftsunterkunft in der „Brakeler Märsch“ sind beinahe ausgeschöpft.

 

Ausgangslage:

Für das Jahr 2015 wird im Bundesgebiet mit weit mehr als 230.000 Flüchtlingen und Asylbewerbern gerechnet. Eine genaue Zahl könne aber niemand voraussagen, sagte Nobert Loermann, Fachbereichsleiter „Bürgerservice“. Die Verteilung der Flüchtlinge auf die Bundesländer erfolgt nach dem „Königsteiner Schlüssel“. Danach muss Nordrhein-Westfalen in diesem Jahr rund 49.000 Flüchtlinge aufnehmen. Dies sind etwa 22 % des Gesamtanteils für Deutschland. Das Land NRW verteilt die Flüchtlinge wiederum nach einem Einwohner- und Flächenschlüssel zentral durch die Bezirksregierung Arnsberg auf die einzelnen Kommunen.

Seit Mitte September werden der Stadt Brakel wöchentlich zwei neue Flüchtlinge zugewiesen. Derzeit leben 118 Flüchtlinge in Brakel; allein in diesem Jahr wird mit 80 bis 90 weiteren Zuweisungen gerechnet. „Zurzeit prüfen wir verstärkt vorübergehenden Unterbringungsmöglichkeiten“, sagt Loermann, denn die dezentrale Versorgungsstruktur fördere auch die Integration. Vor allem zugewiesene Familien sollen in angemieteten Wohnungen untergebracht werden. Eine Wohnung sei bereits in Istrup angemietet worden, eine weitere vorübergehende Unterbringungsmöglichkeit sei in Hembsen gefunden worden.

Insgesamt muss die Stadt Brakel für die Unterbringung, Verpflegung und Betreuung der Flüchtlinge (ohne Kosten für ein neues Wohnheim) 1.180.000 Euro aufbringen. Vom Land beziehungsweise Bund werden davon etwa 27 % (318.000 Euro) erstattet. Demnach muss die Stadt eigene Finanzmittel in Höhe von 862.000 Euro aufbringen.

Der Rat der Stadt Brakel hat in seiner Sitzung vom 10. Februar 2015 mehrheitlich für die Errichtung einer Gemeinschaftsunterkunft und Asylbewerber und Flüchtlinge einen Standort im Gewerbegebiet „Rieseler Feld“ beschlossen.

„Hier haben wir ein städtisches Grundstück ausgewählt, welches eine Zerschneidung des Gewerbegebiets ausschließt“, erklärt Bauamtsleiter Johannes Groppe.

Das ausgewählte Grundstück lässt im Bedarfsfall viel Erweiterung zu und es müssten wenig Nebenflächen gepflegt werden. Es sind zwei Bauabschnitte für je 48 Personen geplant. Einen Antrag auf Vorbescheid und eine Bauvoranfrage hat die Stadt Brakel bereits beim Kreis Höxter gestellt.

Dieser erstellt aber zunächst ein Immissionsgutachten, in dem Geruchs- und Lärmbelästigungen gemessen und bewertet werden müssen. Durch dieses Gutachten sollen die Interessen der bereits ansässigen Gewerbebetriebe, aber auch die Interessen der Bewohner der Gemeinschaftsunterkunft gewahrt werden. „Wichtig ist, dass alle Perspektiven beleuchtet werden und alle vorgebrachten Argumente auch in dem Gutachten auf den Prüfstand gebracht werden“, meinte Uwe Oeynhausen. Bestimmte Zeiten, in denen Geruch und Lärm laut der bereits ansässigen Anwohner besonders schlimm sind, sollen an den zuständigen Gutachter weitergegeben werden. Das Gutachten wird zu der nächsten Ratssitzung am 26. März 2015 erwartet.

 

Der Bau:

Der Bau der Gemeinschaftsunterkunft ist in zwei Bauabschnitten geplant. Zunächst soll ein zentraler Mittelbau entstehen, der unter anderem die sanitären Anlagen, ein Lager und einen Hauswirtschaftsraum beinhaltet. Im Wohnbereich entstehen pro Bauabschnitt sechs Zimmer für jeweils vier Personen und ein Zimmer für zwei Personen. Außerdem ist eine große Küche mit Aufenthalts- und Essbereich mit Zugang zu einer Terrasse geplant.

Durch einen Höhenunterschied im Gelände sind im ersten Bauabschnitt Stufen im Wohngebäude notwendig. Der zweite Bauabschnitt kann aber barrierefrei errichtet werden. „Sollten wir einen Aslbewerber mit Behinderung zugewiesen bekommen“, erläutert Nobert Loermann, „so werden wir einen barrierefreien Wohnraum anmieten und ihm in jedem Fall ein behindertengerechtes Wohnen ermöglichen.“

Da es sich bei dem Untergrund des Grundstücks um ein sehr feuchtes Gebiet handelt, wurde ein Bodengutachten eingeholt. Der Bau soll auf einer starken Schottertragschicht „schwimmend“ errichtet werden. „Das Gebäude und die Statik ist so konzipiert, dass das Stahlgerüst die durch den beweglichen Untergrund entstehenden Bewegungen des Gebäudes ausgleichen kann“, erklärt Architektin Ines Kossmann. Im Fall einer Nachnutzung könnte das Gebäude als Firmensitz mit Lagerhalle genutzt oder veräußert werden. Die Bodenplatte ist so geplant, dass diese auch mit schwerem Gerät befahrbar sei. Auch Industrietore ließen sich leicht integrieren.

Für den Bau der Gemeinschaftsunterkunft entstehen Kosten in Höhe von etwa 1.150.000 Euro.