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Datum: 09.04.2020

Appell an Solidarität und Nächstenliebe

Gemeinsam wenden sich Bürgermeister Hermann Temme und die Katholische und Evangelische Kirchengemeinde zur Osterzeit mit ihren Botschaften an die Bürgerinnen und Bürger in der Großgemeinde Brakel. Auch in der Zeit des "Abstandes" stehen die Kommune und die Kirchen symbolisch nah beiander. "Wir ziehen an einem Strang und wir setzen uns gemeinsam für Solidarität und Nächstenliebe in unserer Gemeinde ein", so der Appell von Bürgermeister Hermann Temme und den Vertretern der Kirchen, Pfarrer Wilhelm Koch (Katholische Kirchengemeinde) und Pfarrer Volker Walle (Evangelische Kirchengemeinde).

Bürgermeister Hermann Temme: "Solidarität ist das Gebot der Stunde"

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

die globale Ausbreitung des Coronavirus stellt Deutschland vor beispiellose Herausforderungen. Ausgangsbeschränkungen, Kontaktsperren, Homeoffice: Weltweit ist das Leben durch die Corona-Maßnahmen eingeschränkt. Unser aller Alltag hat sich drastisch verändert. Auch in Brakel stehen wir vor noch nie da gewesenen Herausforderungen. Das öffentliche Leben ist größtenteils eingeschränkt. Die Verbreitung des Coronavirus hat für uns und das gesamte Leben in unserer Stadt weitreichende Auswirkungen.

Zunächst möchte ich mich bei Ihnen allen dafür bedanken, dass Sie die Vorgaben der Landesregierung so diszipliniert einhalten und alles dafür tun, das Ansteckungsrisiko so gering wie möglich zu halten -zum Schutz für sich selbst und zum Schutz Ihrer Mitmenschen. Wir stellen in der Gesellschaft eine bemerkenswerte Solidarität angesichts der Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus füreinander fest. Bedanken möchte ich mich daher vor allem noch einmal bei unseren Mitbürgerinnen und Mitbürgern, die auch in dieser schwierigen Zeit dafür sorgen, dass unser tägliches Leben weiterhin funktioniert und unsere Grundversorgung sichergestellt ist, z.B. in der Pflege, der medizinischen Versorgung und im Verkauf von Lebensmitteln und weiteren lebensnotwendigen Gütern. Sie alle leisten Enormes, Sie sind die wahren Heldinnen und Helden und kämpfen mit gestiegenen Anforderungen an vorderster Front. Dafür gebührt Ihnen unser aller Respekt und Dank.

Wir alle sind zu fühlbaren, einschneidenden Maßnahmen gezwungen. Abstand halten ist noch immer das Gebot der Stunde. Gewohnte Treffen und Besuche sind auch am Osterfest leider nicht möglich. Darauf zu verzichten, das fällt uns allen schwer, auch mir. Jedoch kann nur dieser Verzicht verhindern, dass wir dauerhaft verlieren, was wir lieben.

Solidarität ist das Gebot der Stunde.

Gerade jetzt müssen alle in unserer Gesellschaft, im Großen wie im Kleinen, füreinander da sein. Gemeinschaftssinn ist gefordert statt Egoismus. Solidarität und Zusammenhalt helfen uns, diese schwere Krise zu meistern. Der Gemeinschaftsgedanke muss wieder gestärkt werden. Das Gute liegt oft in unserem direkten Umfeld so nah. Zudem hilft es, in großer Not positiv nach vorne schauen zu können. Wie lange das Kontaktverbot und alle weiteren Maßnahmen gelten, ist aktuell noch nicht absehbar, doch eins ist klar: Danach wird nichts mehr sein, wie es war. Wir werden wieder vor neuen, großen Herausforderungen stehen, denen wir uns stellen müssen. Höchst erfreulich sind die vielfach entstandenen Initiativen zur Hilfe untereinander. Doch viele von uns sorgen sich nicht nur um die eigene Gesundheit und um die Gesundheit der Familien und Nahestehenden, auch die wirtschaftliche Situation ist ungewiss. Einzelhandel, Gastronomie und teilweise Dienstleister in unserer Stadt mussten vorübergehend schließen. Natürlich wird es eine Nach-Corona-Zeit geben und natürlich wird die Welt sich weiterdrehen. Dafür braucht es in den nächsten Wochen eine kluge Strategie von Bund, Land und Kommunen. Für die Zukunft gilt genauso: Im gemeinsamen Wirken aller Beteiligten wird es am besten gelingen, den Standort Brakel nach vorne zu bringen und so jedem Einzelnen, aber auch für die Unternehmen in unserer Stadt die bestmögliche Perspektive zu bieten.

Seit jeher setzt sich die Stadt Brakel mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln dafür ein, heimischen Unternehmen in ihrer Entwicklung zu helfen. Gerade jetzt ist es wichtig, dass wir den stationären Einzelhandel und die in Brakel ansässigen Firmen und Unternehmen stärken. Unsere heimischen Unternehmen haben ihre Angebote mit innovativen Lösungen der Situation angepasst – etwa mit ihren Lieferdiensten. Unterstützen auch Sie, liebe Brakelerinnen und Brakeler, unsere örtlichen Anbieter und nutzen Sie ihre Angebote.

Auch wenn es ein Osterfest sein wird, wie wir es alle noch nicht erlebt haben, lassen Sie uns trotzdem positiv in die Zukunft blicken. Gemeinsam werden wir diese Situation hier in unserer Stadt meistern und gemeinsam werden wir besseren Zeiten entgegensehen. Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien „Frohe Ostertage“, alles Gute für die Zukunft und vor allem Gesundheit.

Herzlichst, Ihr Bürgermeister

Hermann Temme

Die Osterbotschaft von Bürgermeister Hermann Temme zum Download.

Pfarrer Wilhelm Koch: "Wer an Ostern glaubt, kann nicht verzweifeln"

Liebe Schwestern und Brüder,

die Freude und der Friede des Auferstandenen sei mit Ihnen allen. Christus ist auferstanden, Halleluja!In vielen Sprachen rufen sich Christen am Ostertag auf der ganzen Welt diese erfreulichste aller Freudenbotschaften zu. Dietrich Bonhoeffer, der im April 1945 im Konzentrationslager ermordet wurde, hat uns einen wunderbaren Satz hinterlassen:

„Wer an Ostern glaubt, kann nicht verzweifeln.“

Liebe Schwestern und Brüder, viele Menschen verzweifeln in diesen Tagen wegen der schrecklichen Krise, die in unserer Welt herrscht. „Wer an Ostern glaubt, kann nicht verzweifeln.“ Ich wünsche Ihnen, dass Sie die Hand Gottes sehen, die Hand, die sich dem auferstandenen Sohn entgegenstreckt. Gott streckt sie auch uns entgegen. In der Lesung der Osternacht heißt es im Römerbrief: „Wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters auferweckt wurde, so sollen wir auch als neue Menschen leben.“ (Röm 6,4) Die Hand des Vaters streckt sich uns in diesen Tagen ganz besonders entgegen, nämlich in unserer Verzweiflung, unserer Angst, in unseren Bedrängnissen, in unserer Einsamkeit, in all unseren Nöten. Dietrich Bonhoeffer sagt, wenn wir an Ostern glauben, brauchen wir nicht zu verzweifeln. Ich wünsche Ihnen, dass Sie spüren, wie damals die Jünger, der Glaube an Gott macht uns stark. Vielleicht können wir ja auch mit dem Osterlied unseren Glauben festigen, nämlich wenn wir singen: „Verklärt ist alles Leid der Welt, des Todes Dunkel ist erhellt. Der Herr erstand in Gottes Macht, hat neues Leben uns gebracht.“ (GL 329)

Liebe Schwestern und Brüder,

„Wer an Ostern glaubt, kann nicht verzweifeln.“ Ich wünsche Ihnen im Namen des gesamten Teams, dass der Glaube an den auferstandenen Christus Ihnen gerade in diesen Tagen Kraft schenken möge, gegen alles Dunkel der Tage und gegen alle Verzweiflung.

Am Ostersonntag, wenn in allen Kirchen um 9.30 Uhr die Glocken läuten, lade ich Sie ganz herzlich ein, mit uns allen das folgende Tagesgebet zu sprechen:

Allmächtiger und ewiger Gott,
du bist unsere Zuflucht in jeder Gefahr;
an dich wenden wir uns in unserem Schmerz
und bitten dich voll Vertrauen:
Hab Erbarmen mit unserer Not.
Gewähre den Verstorbenen die ewige Ruhe,
tröste die Trauernden,
heile die Kranken.
Schenke den Sterbenden den Frieden,
den Pflegenden Stärke,
den Verantwortungsträgern Weisheit
und ermutige alle, sich einander in Liebe zuzuwenden,
damit wir gemeinsam deinem heiligen Namen die Ehre erweisen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn,
unseren Herrn und Gott,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in alle Ewigkeit.

Amen.

In allen Kirchen und Kapellen der Gemeinden unseres Pastoralen Raumes brennt für Sie die Osterkerze. Weiterhin stehen auch Gebetshilfen und kleine Osterkerzen kostenlos zum Mitnehmen für Sie bereit. Nehmen Sie auch ruhig eine Kerze für Ihre Nachbarin oder Ihren Nachbarn mit.

Herzliche Grüße, gesegnete Ostern und Gottes reichen Segen,

Ihr Wilhlem Koch

Die Osterbotschaft von Pfarrer Wilhelm Koch zum Download.

Pfarrer Volker Walle: "Das Wichtigste ist das Leben. Diese Botschaft steht im Zentrum des Osterfestes"

Liebe Schwestern und Brüder,

ich wünsche Ihnen ein frohes und gesegnetes Osterfest! Auch wenn wir Ostern in diesem Jahr so ganz anders begehen, als wir es gewohnt sind. Ohne festlichen Gottesdienst, ohne brennende Osterkerze, die in der Osternacht in die Kirche getragen wird. Der tiefste Grund, warum wir Ostern feiern, bleibt von den gegenwärtigen Auswirkungen der Corona-Krise unberührt: Der Tod ist besiegt, denn Jesus Christus ist von den Toten auferstanden! Gott selbst hat in Jesu Auferstehung den Tod überwunden. Am Ende siegt das Leben. Das steht im Zentrum unseres Osterfestes. Leben ist das höchste Gut. Was wir fast vergessen hatten, steht angesichts der Bedrohung durch Corona nun im Mittelpunkt aller Entscheidungen und Bemühungen. Weltweit verändern Menschen ihren Alltag mit dem einen Ziel: Es geht darum, Leben zu schützen und zu bewahren. Vieles, was Menschen sonst unglaublich wichtig ist, was sich bisher auch manchmal laut als wichtig aufgebläht hat, wird jetzt dem Schutz des Lebens untergeordnet. Wir sind bereit, für eine Zeit die Wirtschaft einzuschränken, auf Spaß, Unterhaltung, Kultur und Shoppen zu verzichten. Dem Einsatz für das Leben wird nun vieles untergeordnet. Und die überwältigende Mehrzahl der Menschen ist bereit, dafür auch Einsamkeit und Langeweile in Kauf zu nehmen. Im Moment zeigt sich, dass letztlich nicht das immer mehr und immer besser im Leben zählt, sondern es geht um das nackte Leben selbst. Ja, das Wichtigste ist das Leben. Diese Botschaft steht im Zentrum des Osterfestes. Paulus entfaltet diese Botschaft im 15. Kapitel seines ersten Briefes an die Gemeinde in Korinth. Das Leben ist der Anfang und die Mitte der Osterbotschaft: Jesus, der gestorben und begraben war, ist von den Toten auferstanden. Das ist das Zentrum unserer Verkündigung! Denn wenn Jesus nicht auferstanden wäre und lebte, dann wäre alle unsere Predigt eine vergebliche Anstrengung. Auch euer Glaube wäre vergeblich, schreibt Paulus. Alles wäre eine lächerliche Illusion.

Durch das Geschehen von Ostern wird alles anders. Denn seit Ostern gilt: Nicht nur Christus selbst lebt, sondern durch ihn werden alle leben. Die Besiegung des Todes ist der Höhepunkt und das Ziel der Geschichte Gottes mit uns Menschen. Gott hat in dieser Welt das letzte Wort. Und darum wird nicht der Tod, sondern das Leben am Ende siegen. Weil das unser Glaube als Christinnen und Christen ist, ist das Osterfest das Fest des Lebens. Des neuen Lebens, das Gott gibt. Dieses Leben, das aus der Auferstehung kommt, können wir uns nicht verdienen. Nicht durch unserer Hände Arbeit und auch nicht am Schreibtisch. Dieses neue Leben können wir uns nur im Glauben von Gott selbst, dem Geber allen Lebens, schenken lassen. Dieses Leben ist kein persönlicher Besitz, an den wir uns klammern können. Das können wir von Jesus lernen. Jesus ging es in seinem Wirken um das Leben der Anderen. Letztlich auch um unser aller Leben. Und weil Jesus uns das so vorgelebt hat, gilt: Beim Sieg des Lebens siegt nicht der Eigensinn, das egoistische Festhalten an dem, was ich das Meine nenne. Darum soll sich unser Blick auf den Einsatz für das Leben der Anderen richten.

Diesem Einsatz für das Leben der Anderen dienen im Augenblick alle Schutzmaßnahmen. Und so viele Menschen in den Krankenhäusern und Altenheimen in unserem Land und weltweit, Ärztinnen und Ärzte, Schwestern und Pfleger setzen im Moment ihr eigenes Leben ein, um das Leben der Anderen zu retten, zu schützen und zu bewahren. Ihnen allen gilt in diesen Tagen unser größter Respekt und unsere Anerkennung dafür, dass sie sich bis an die Grenzen der eigenen Kräfte und manchmal auch darüber hinaus für das Leben engagieren. Herzlichen Dank für Ihren Dienst für das Leben der Anderen! Ein letzter Gedanke: Ostern ist das Fest des Lebens. Das Fest des Lebens, das den Tod überwunden hat. Jesus musste erst durch den Tod hindurchgehen, um dieses Leben zu gewinnen und uns allen zugänglich zu machen. Ostern ist auch das Fest des ewigen Lebens. Ostern ist darum der Sieg für alle Menschen. Selbst für diejenigen, die den Kampf gegen COVID 19 verloren haben. Auch für die Angehörigen, die um einen verstorbenen Menschen trauern. Und auch für alle, die sich infiziert haben und die nun Angst haben, was die Krankheit in ihrem Körper auslösen wird. Für uns alle gilt: Gott ist der Gott des Lebens. Gerade auch unseres Lebens hier und jetzt, in dem wir uns im Augenblick sorgen um ganz alltägliche Dinge. Aber das Leben, zu dem Gott uns einen Zugang eröffnet hat, reicht weit über den Moment hinaus, es ist unendlich viel mehr. Es trägt in sich auch eine Dimension, die über alle menschlichen Horizonte hinausreicht – das ewige Leben. Das vollendete Leben, in dem wir in Ewigkeit gehalten sind in Gottes Händen.

Herzliche Grüße, Gott schenke Ihnen allen ein frohes und gesegnetes Osterfest!

Ihr Volker Walle

Am Ostersonntag werden in allen Kirchen um 9:30 Uhr die Glocken läuten. In ökumenischer Verbundenheit lade ich Sie herzlich ein, im stillen oder gesprochenen Gebet in der Gemeinschaft aller Christen auch über die im Augenblick gebotene räumliche Distanz miteinander vereint zu sein. Ich empfehle dazu das Tagesgebet, das Pfarrer Wilhelm Koch in seinem Ostergruß aufgenommen hat. Abends um 19:30 Uhr läutet bis auf weiteres die Gebetsglocke, die uns dazu aufrufen möchte, für unsere Welt in dieser schweren Krisenzeit zu beten. Beten wir miteinander für alle von der Corona-Krise betroffenen Menschen, für alle, die sich um die Erkrankten kümmern, für alle, die in dieser Zeit die Versorgung mit allem Lebensnotwendigem aufrechterhalten.

Die Osterbotschaft von Pfarrer Volker Walle zum Download.