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Datum: 02.05.2022

Vielseitige Aktionen im Bürgerwald im Frühjahr 2022

Im Bürgerwald Brakel sind durch den Orkan "Friederike" im Januar 2018 und in den nachfolgenden Jahren bis heute durch dürrebedingte Schwächung der Fichtenbestände und aggressiver Vermehrung der Borkenkäfer ein Viertel der Waldfläche verloren gegangen. "Diesen Verlust gilt es schnellstmöglich wieder auszugleichen", sagt Hermann Temme. "Seit zwei Jahren gelingt es uns, mit unterschiedlichsten Projekten die Bevölkerung daran zu beteiligen", erklärt Brakels Bürgermeister weiter.

"Mit einer so großartigen und anhaltenden Resonanz habe ich nicht gerechnet", so Harald Gläser, forstlicher Leiter des Bürgerwaldes Brakel. "Hier wird angepackt und eine Mammutaufgabe fantastisch unterstützt".

Diese breite Unterstützung demonstriert die hohe Wertschätzung, die der Bürgerwald Brakel unter der Bevölkerung genießt.

Mit unterschiedlicher, lokalthematischer Ausrichtung sind weitere waldfreie Flächen wieder neu bepflanzt worden:

Im Waldgebiet "Flechtheimer Holz" nahe Brakel entstand durch den Laufsportverein "Non- Stop-Ultra" ein eigener kleiner "Vereinswald".

Der Verein hatte seine Mitglieder zur Mithilfe und finanziellen Unterstützung aufgerufen. Im Rahmen des bekannten Projektes "Ich pflanze einen Baum - wir pflanzen einen Wald" sind durch die Vereinsmitglieder eine Fläche von ca. 5.000 m² mit großen Eichen aufgeforstet worden. Dieses Waldstück liegt direkt an der traditionellen Laufstrecke des Vereins. Die Ambition der Vereinsführung liegt hierbei in dem Wunsch begründet dem Wald ein Stückchen Fläche zurückzugeben im Bewusstsein, dass die Läufer immer wieder ihren Sport eben genau in diesem Teil des Waldes in der Natur weiter ausüben und sie an der Sicherung des Waldes teilhaben wollten.

Im Waldgebiet von Erkeln nahe am "Breiten Platz" bepflanzte eine große Gruppe aus der Dorfgemeinschaft eine Waldfläche mit 1.200 kleinen Bäumchen. Es handelt sich um einen Waldort, der für die örtliche Bevölkerung regelmäßig für dörfliche Veranstaltungen und Gemeinschaftserlebnisse genutzt und geschätzt wird.

In dem betroffenen Waldgebiet erleidet neben der Fichte zunehmend auch die Buche große Verluste. Das gehäuft auftretende Niederschlagsdefizit im Frühjahrsverlauf auf flachgründigen Bodenverhältnissen können besonders die alten Buchen nicht ausgleichen und sterben durch Austrocknung ab. Eine Mischung aus sieben verschiedenen Laub- und Nadelbaumartenarten soll hier die Zukunft des Waldes sichern.

Eine außergewöhnliche Idee wurde an der Körferquelle zwischen Istrup und Herste gelegen, umgesetzt. Auf einer Fläche von ca. 4.000 m² wurden durch die Dorfgemeinschaft Herste die vormals mit Fichten bestandene Waldfläche mit heimischen Sträuchern wieder aufgeforstet. Die zentrale Innenfläche wird später noch mit einer Mischung aus insektenfreundlichen Blühpflanzen eingesät werden. Im Rahmen der Idee eines "grünen Klassenzimmers" soll hier auf die hohe Bedeutung der Strauchschicht als Nahrungs- und Lebensraum für Insekten und Singvögel hingewiesen werden. Direkt an einem regelmäßig frequentierten Wanderweg soll hier die Aufmerksamkeit auf das Beobachten und Erleben der entsprechenden Tier- und Pflanzenwelt bei einer kleinen Pause am ebenfalls neu errichteten Unterstand für ein besonderes Naturerlebnis sorgen.

Im Zusammenwirken mit der Schul - AG (Wald) der Gesamtschule Brakel, der Imkerei Hensel aus Bellersen und dem Heimatverein Bellersen wurde auf der ehemaligen Ziegenweide ein weiteres Projekt mit deutlichem Lokalbezug verwirklicht: der "Honigwald".

Die ehemalige Ziegenweide wurde vor circa 60 Jahren mit Fichten aufgeforstet und fiel nach den Orkanen "Kyrill" und "Friederike" schließlich zuletzt auch dem Borkenkäfer zum Opfer. In naher Nachbarschaft zum Betrieb der Imkerei Hensel und dem Verlauf des agrarhistorischen Wanderweges reifte der Gedanke, sich im Zusammenhang mit der Wiederaufforstung dieser Waldfläche mit den ortsheimischen Themen zu identifizieren. Neben einer Waldrandgestaltung mit heimischen Sträuchern wurden hier sieben verschiedene Baumarten eingebracht. Der Samen von Akazien (auch Robinie) wurde durch die Imkerei bereitgestellt und mit Schülern in der Fläche ausgesät. Dabei hatten die Schüler die Gelegenheit auch den äußerst schmackhaften Akazienhonig zu probieren. In wenigen Jahren werden die Akazien blühen und den Bienen eine reiche Tracht bieten. Als weitere besondere Baumart wurde die Esskastanie angepflanzt. Diese in Südeuropa weit verbreitete Baumart soll sich gegenüber den klimatischen Verhältnissen behaupten und in unseren heimischen Wäldern beteiligt werden. Besondere Freude erlebte die Gemeinschaft des Heimatvereins beim Bohren der Pflanzlöcher und dem Einpflanzen der Pflanzensetzlinge unter Beteiligung von "Groß" und "Klein". Bei strahlend schönem Frühlingswetter wurden 1200 Pflanzen in den Boden gebracht.

Das im Jahr 2020 initiierte Baumpflanzprojekt erlebte auch in diesem Frühjahr seine Fortsetzung. Unter dem Titel "Ich pflanze einen Baum - wir pflanzen einen Wald" trafen sich zum vierten Mal Menschen im Modexer Wald, die sich finanziell und tatkräftig in die Wiederaufforstung einbringen wollten. Inzwischen wurden durch diese großartige Mitwirkung 4 Hektar ehemalige Fichtenwaldfläche mit großen Eichen neu aufgeforstet. Eine beindruckende Erfolgsgeschichte, an der sich in Brakel und der näheren Umgebung viele Familien, Vereine und Unternehmen beteiligt haben. Dieser kleine "Bürgerwald" wächst nahe der Zufahrtsstraße zum Bildungshaus Modexen gelegen kontinuierlich in die Fläche hinein.

An all diesen Pflanzaktionen haben sich zuletzt mehr als 200 Bürger aus der Großgemeinde Brakel beteiligt. Ein überragendes Signal, welches die wachsende Wertschätzung des kommunalen Waldeigentums beschreibt.

Der Gedanke und die Intention der Namensgebung des stadteigenen Waldes als der Bürgerwald Brakel wird dadurch anschaulich verfestigt und ganz bewusst gelebt.