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Fotografie ist Kunstwerk des Monats

Die Portrait-Fotografie "Ansehen" von Heide Mock ist im Juli im Bürgerbüro der Stadt Brakel zu sehen. Das Werk ist eine von 17 Fotografien, die bei dem Projekt "Armut in Paderborn" entstanden ist. Die Ausstellung im Bürgerbüro ist ein Kooperations-Projekt des Vereins ARTD-Driburg und des Stadtmuseums Brakel: "kunst findet stadt".
Fotografieren ist für Heide Mock ein komplexer Prozess, der weit über ein bloßes Abbilden von Wirklichkeit hinausgeht. „Wenn in mir eine Frage auftaucht, mir etwas merkwürdig, seltsam, widerständig oder unverstanden erscheint, suche ich über die fotografische Auseinandersetzung mit dem Thema nach Antworten. Die Bilder führen mich oft zu unerwarteten Einsichten und Erkenntnissen.“ Als ein Beispiel dafür kann das Fotoprojekt „Armut in Paderborn“ dienen. Es begann mit einem Besuch in einer Großstadt, in der ihr weit mehr Menschen als in ihrer eigenen Stadt ins Auge fielen, die offensichtlich arm waren. Sie bewegten sich jedoch wesentlich ungezwungener in der Öffentlichkeit.

Ihr wurde klar, dass das Thema Armut in doppelter Hinsicht „viele Gesichter“ hat: nicht nur wortwörtlich, da viele Menschen von Armut betroffen sind, sondern auch in der Art und Weise, wie damit an unterschiedlichen Orten umgegangen wird.

Es musste auch in Paderborn weit mehr Menschen geben, die unter der Armutsgrenze leben, die jedoch nicht öffentlich als „verarmt“ in Erscheinung treten. Aber wo und wie lebten sie? Sie beschloss, sie aufzusuchen und sie mit ihrer Kamera zu porträtieren. Aber wären sie überhaupt bereit, sich fotografieren zu lassen?

„Die Menschen, die mich an ihrem Leben mit meinem fotografischen Auge teilhaben ließen, veränderten meine Sehgewohnheiten, erweiterten meinen Horizont. Ich beobachtete auch an ihnen Veränderungen: Mich faszinierte das Aufleuchten in den Augen der Porträtierten, das ihre Freude zum Ausdruck zu bringen schien, als Mensch gesehen zu werden.“ Entstanden sind 17 Fotos von Menschen, die sie im Jahr 2011 im Rahmen einer Ausstellung präsentieren konnte. Zwei dieser Porträts wurden daraus für „kunst findet stadt“ ausgewählt. Sie repräsentieren die besondere Erfahrung, die durch die künstlerische Beschäftigung mit dem Thema Armut gemacht werden konnte. Über das Fotografieren entstand eine Wechselwirkung von ansehen, gesehen werden, angesehen werden. Die Bedeutung der Wörter ist vielschichtig und kann nachdenklich stimmen.

 

In den letzten Jahren erstellte Heide Mock neben Porträtfotografien auch Fotoserien – zu unterschiedlichen Themen. Heide Mock hat Pädagogik und Psychologie in Bielefeld und Paderborn studiert und war bis 2006 als Lehrerin tätig. Seit 1991 beschäftigt Sie sich mit Fotografie.