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Datum: 06.05.2016

"Was tun, wenn der Wolf kommt?"

Was tun, wenn der Wolf kommt? – Diese Frage steht im Mittelpunkt der gleichnamigen Ausstellung, die Landrat Friedhelm Spieker im Foyer der Kreisverwaltung in Höxter eröffnet hat. Die Wanderausstellung, die vom Regionalforstamt Hochstift entwickelt wurde, ist noch bis zum 10. Juni im Kreishaus zu sehen.

Ein besonderer Blickfang ist dabei ein echter, präparierter Wolf, der sich durch eine nachgebildete Waldlichtung pirscht. Auf drei großen Infotafeln und in ausgelegten Flyern ist zudem allerhand Wissenswertes über den Wolf zu lesen, wie etwa Lebensraum, Verbreitung und Beute.
„Das Fehlen des Wolfes über Generationen hinweg hat in der Gesellschaft dazu geführt, dass das Wissen über ihn größtenteils abhandengekommen ist. Schließlich war das Tier, das im November 2009 unserem Kreis Höxter bei Borgentreich einen heimlichen Besuch abstattete, der erste in Westfalen nachgewiesene Wolf seit 170 Jahren“, erläuterte Landrat Spieker in seiner Eröffnungsrede.

Eine der größten Fragen in der aktuellen Wolfsdebatte sei, ob das Raubtier in einer so verdichteten Landschaft wie Nordrhein-Westfalen überhaupt die nötigen Freiräume finden kann. Dabei warnte Landrat Spieker davor, den Wolf zu verniedlichen oder zu verharmlosen. „Die Mythen über ihn müssen dringend ausgeräumt und die so wichtige Diskussion aller Beteiligten versachlicht werden“, so Landrat Spieker. „Deshalb bin ich sehr froh, dass wir die Gelegenheit haben, diese Ausstellung hier bei uns im Kreishaus zu zeigen.“
Dem schloss sich Roland Schockemöhle, Leiter des Regionalforstamtes Hochstift, an. „Der Wolf breitet sich in Deutschland aus. Aktuell gehen wir von rund 400 Tieren aus, die hierzulande heimisch sind. Wir müssen damit rechnen, dass auch in Zukunft einzelne Tiere in unserer Region auftauchen. Allein in diesem Jahr gab es in NRW bereits fünf Nachweise. Deshalb ist die sachliche und nüchterne Information von sehr großer Bedeutung“, erläuterte Schockemöhle.

Auch wenn er nicht davon ausgehe, dass sich in naher Zukunft ganze Rudel in Nordrhein-Westfalen ansiedelten, so sei zum Beispiel der Kreis Höxter eine sogenannte „Transit-Zone“. „Es gibt derzeit bundesweit etwa 80 bis 100 geschlechtsreife Wölfe, die nach einem eigenen Revier suchen. Dabei legen sie enorme Strecken von mehreren hundert Kilometern zurück und durchqueren auch den Kreis Höxter“, sagte der Forstamtsleiter.
Gut möglich also, dass auch in Zukunft weitere Wölfe im Kreis Höxter auftauchen. Eine grundsätzliche Gefahr für den Menschen gehe von den Tieren nicht aus, da sie eine natürliche Scheu besitzen. Anders verhalte es sich jedoch mit Nutztieren wie Schafen. „Der Wolf unterscheidet bei der Nahrungssuche nicht zwischen Wild- und Nutztieren. Besonders Schafe sind für ihn oft eine leichte Beute“, so Schockemöhle. Die Rückkehr des Wolfs verlange deshalb auch konkrete Planungen, wie Herden besser geschützt und eventuelle Schäden durch gerissene Tiere erstattet werden können.

Gemeinsam laden der Schafzuchtverband NRW, der NABU Landesfachausschuss Wolf NRW, die Landwirtschaftskammer NRW und das Regionalforstamt Hochstift am Samstag, 21. Mai, ab 11 Uhr alle Weidetierhalter und Interessierten zum 1. Herdenschutztag in OWL in das Waldinformationszentrum Hammerhof in Warburg-Scherfede ein. Anhand von Fachvorträgen und Filmen werden die Auswirkungen der Rückkehr des Wolfes auf die heimische Nutztierhaltung beleuchtet. Im Mittelpunkt steht unter anderem der Einsatz von Elektrozäunen und Hunden zum Herdenschutz. Anmeldungen sind nicht erforderlich, der Eintritt ist kostenlos.