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Datum: 12.04.2015

Wanderausstellung kommt nach Brakel

„Als der Krieg anfing war ich 14 Jahre alt, als er zu Ende war, war ich 20. Ich hatte keine Zeit erwachsen zu werden. Uns wurde die Jugend gestohlen, aber den Männern das Leben genommen“, sagt Anneliese Vormbrock. Die heute 89-jährige ist eine der 40 Zeitzeuginnen, die in der Wanderausstellung "40 Frauen. Das Überleben organisieren" über ihrer Erfahrungen der Nachkriegszeit berichten. Die Ausstellung wird am 26. April 2015 um 11.30 Uhr im Ausstellungsraum der „Alten Waage“ in Brakel eröffnet.

"40 Frauen. Das Überleben organisieren" spiegelt den Alltag ostwestfälischer und lippischer Frauen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wider, der geprägt war von Angst, Verzweiflung und Entbehrung. Diese Empfindungen stehen aber nicht im Zentrum der Ausstellung, sondern vielmehr der ungebrochene Optimismus und Erfindungsreichtum der "Trümmerfrauen". Auf Bannern sind die Schilderungen der Frauen zu lesen, geordnet nach den Themen Freiwild, Flucht, Hunger, Not, Währungsreform, Krankheit, Gewalt, Emanzipation, Politik und Jugend. Dazu gibt es Informationen über die Biografien der Erzählenden und ausgestellte Behelfsgegenstände, mit denen die Frauen seinerzeit den Haushalt bewältigten. Ein Volksempfänger „sendet“ Musik und Nachrichten aus der damaligen der Zeit.

"Für die Frauen war es damals ganz selbstverständlich, mal eben zehn Kilometer mit dem Fahrrad zurückzulegen, um an ein Stück Wurst zu gelangen", sagt Gabriele Fröhler. Oft habe sie in den Interviews und Gesprächen mit den Zeitzeuginnen den Satz gehört: „Was wir getan haben, war doch nichts Besonderes.“ Gemeinsam mit weiteren Aktiven des Literaturzirkels OWL hat sie die Idee zur Ausstellung gehabt und mit Hilfe von vielen weiteren Akteuren und Initiativen umgesetzt. Die betroffenen Frauen haben sich aufgrund eines Aufrufes in der Tageszeitung bei ihr gemeldet. „Es haben sich auf Anhieb sehr viele Frauen aus Bielefeld gemeldet. Im ländlichen Bereich, wie dem Kreis Höxter, haben wir sehr viel mehr Überzeugungsarbeit leisten müssen, damit die Frauen reden", berichtet Fröhler.

„Mit unserer Ausstellung möchten wir auf die Leistungen der Frauen in der Nachkriegszeit hinweisen, die von diesen selbst häufig als unspektakulär und selbstverständlich beschrieben wurden, jedoch tatsächlich das Überleben organisierten und den Grundstein für viele positive Entwicklungen legten“, berichtet Claudia El-Sauaf-Harmuth, die sich ebenfalls schon seit den 80er Jahren mit Frauengeschichte beschäftigt und eine der Initiatorinnen der Ausstellung ist.

Die Ausstellung "40 Frauen. Das Überleben organisieren" wird am Sonntag, 26. April, um 11.30 Uhr in der Alten Waage in Brakel eröffnet. Bis zum 31. Mai ist sie dienstags, mittwochs, donnerstags und sonntags von 14 bis 16 Uhr und nach Vereinbarung zu sehen.